Wenn ich hier über die letzte Droge schreibe, dann geht es um eine Schnittfassung von 2010. Und damit um eine Version, die man eigentlich beim einmaligen Sehen nicht verstehen kann.
Die Ursache liegt wahrscheinlich u.a. darin, dass sich das ursprüngliche Drehbuch beim Dreh nicht verwirklichen ließ und damit viele Dialoge und Anspielungen, die eventuell Licht ins Dunkel gebracht hätten, nicht mehr vorkommen. Man kann diese Version derzeit als eine Art rauschhaftes Brainwashing konsumieren, für alle die, die sich aber darüber ärgern und fragen: "Was wollte uns der Autor damit sagen", folgt hier meine Interpretation dieses verwirrenden Opus.
Kurzfassung: Der Film handelt von dem jungen Wissenschaftler Stefan, der sich auf einen Drogentrip mit der südamerikanischen Wunderdroge ayahuasca begibt, dabei sein Gehirn mit autonomen Computersystemen künstlicher Intelligenz vernetzt, dabei unter fortschreitenden Drogeninjektionen verwirrende und gleichzeitig bewusstseinserweiternde Erfahrungen macht und sich am Schluss der immer auswegloser werdenden Situation durch den Tod entzieht.
Struktur: Der Film spielt auf mehreren Ebenen, die immer wieder abwechselnd auftauchen. Die Rahmenhandlung bildet dabei die Drogen-Selbst-Verabreichung in Stefans Computerlabor. Hier wird auch immer wieder Stefans tatsächlicher Gesundheitszustand deutlich, während er in den Drogenwelten die chaotischsten Erfahrungen macht.
Aufgrund des Drogeneinflusses in Kombination mit der Beeinflussung durch die Computernetze durchlebt Stefans Gehirn mehrere andere Welten. Eine davon stellt eine (teilweise verfremdete) Erinnerung an die Suche nach "der Droge" in Südamerika zusammen mit 2 Kumpels dar. Die Suche geht über Berge, das Amazonasdelta, eine Inkastadt, einen ausgetrockneten Salzsee bis zu einer Höhle, wo am Feuer dann die Droge abgefüllt werden kann. Diese Welt kann zweit-realste betrachtet werden.
Als rauschhaft und hochgradig künstlich erscheinen die folgenden Welten. In Ihnen treten Figuren auf, die eigentlich in Stefans Computer als Software zum Leben erweckt wurden und jetzt unter dem Drogeneinfluss in Stefans Bewusstsein als "Softwareagenten" treten.
Das Krankenhaus: Frau Dr. Eudemonia versucht mit klassischen medizinischen Mitteln Stefan am Leben zu halten. Ihre Krankenschwester und ein Pfleger halten dagegen.
2 Neurologen versuchen, das Denkmuster von Stefan zu ergründen.
Die Nachtwelt: Immer und immer wieder fahren Stefan und seine 2 Kumpels Matze und Martin (welche diesmal eher Software-Versionen ihrer Südamerika-Vorbilde sein sollen) mit einem roten Cadillac vor eine einsame Tankstelle samt Wohnwagen, aus dem die sexy Besitzerin Barb tritt. Die sieht aus wie die Krankenschwester der Krankenhaus-Welt. Ein Computer-Software-Agent, der Mentor, überwacht aus einem schwarzen Van per Laptop das Geschehen. Analog zur Drogeninjektion in der Laborwelt trinkt hier Stefan die Droge vor der Tankstelle immer wieder aus einer Flasche.
Mit fortschreitender Entwicklung tauchen immer neue und verrückter agierende Figuren in dieser Welt auf. Außerdem gibt es dann Abweichungen in sonst immer gleichen Wiederholungen.
Der Turing-Test: Eudemonia aus dem Krankenhaus und der Agent aus der Nachtwelt diskutieren im Fernsehen bzw. Radio, ob eine Maschine, ein künstliches System Bewusstsein entwickeln kann, wie es schon der Mathematiker Turing vorhergesagt hatte.
Zwischen den Welten gibt es Verbindungen. Teilweise passiert das gleiche simultan in 2 Welten (Drogeneinnahme), teilweise reden bzw. telefonieren die Figuren miteinander. Stefan gleitet nahtlos von einer zur anderen Welt.
Fragen: Warum jetzt der Agent am Ende durch Eudemonias philosophische These rhetorisch besiegt sein soll, erschließt sich mir nicht. Ebenso ist unklar, wieso Eudemonia, schließlich ebenfalls ein Software-Phänomen, ausgerechnet für die Menschen plädiert.
Und wie und warum Stefan sich nun gerade nach Eudemonias Plädoyer aus dem System verabschiedet, ist nicht wirklich begründet. Und schließlich: Warum muss er sterben? Reicht es nicht, wenn er einfach aufhört, die Droge zu nehmen?
Es gibt noch weitere solche Logikbrüche, die den Film immer rätselhafter erscheinen lassen. Immerhin aber passt dies zu den Auswirkungen eines Drogenrausches.
Für alle, die noch genauer wissen wollen, was im einzelnen vorgeht, gibt es hier eine Szenenübersicht, die ich nach dem Schnitt von 2010 angefertigt habe, eine Art grobes nachträgliches Drehbuch.